Leben im Hospiz

Der Gast

So hat Cicely Saunders das Leitmotiv der Hospizbewegung beschrieben:

Sie sind wichtig, weil Sie eben Sie sind. Sie sind bis zum letzten Augenblick Ihres Lebens wichtig, und wir werden alles tun, damit Sie nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben können

Cicely SaundersBegründerin der modernen Hospizbewegung und Palliativmedizin

Entsprechend diesem Leitmotiv stehen im Christophorus-Hospiz die würdevolle Begleitung des Gastes, seine Wünsche und seine Bedürfnisse im Zentrum jeglicher Bemühungen. Alle Maßnahmen der Pflege und Betreuung müssen im Einklang mit seinem Willen stehen. Seine Autonomie, seine Intimsphäre, seine familiären und sozialen Bezüge sollen weitestgehend erhalten bleiben.

Diesem Ziel dienen unter anderem auch:

  • Persönliche Gestaltungsmöglichkeiten des Zimmers
  • Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige und Freunde
  • Kontakt zum Haustier und Bereitung von Lieblingsspeisen

Die Sorge des Hospizteams gilt körperlichen Beschwerden wie Schmerzen, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen oder Verstopfung ebenso wie seelischem Leid. Begleitung, Gespräch und spirituelle Angebote sind selbstverständlicher Bestandteil des Betreuungskonzeptes.

Die Mitarbeiter des Hospizes nehmen sich auch gerne Zeit für Angehörige und Freunde. Das Team hilft Sorgen und Probleme zu erkennen, sie zu verstehen und oft auch diese gemeinsam auszuhalten.

Wohnzimmer und Küche stehen Ihnen zur Kommunikation untereinander und mit anderen Gästen zur Verfügung.

Das Hospizteam bietet den Angehörigen und Freunden Raum und Zeit, sich angemessen von dem Verstorbenen in seinem Zimmer zu verabschieden.

Wenn sie möchten, werden sie in die Betreuung und Pflege des Gastes gerne mit eingebunden.

Raum der Stille
Im Raum der Stille können sie Ruhe und Besinnung finden.

Gästezimmer
Unsere Gästezimmer im Hospiz sind ca. 20qm groß.

Jeder Gast hat seine eigene Geschichte

Am Ende ein Segen

Im stationären Hospiz nehmen viele Familien gerne das Angebot der Aussegnung an.

Ursprünglich war die Aussegnung ein weit verbreitetes kirchliches Ritual, das im Haus des Verstorbenen stattfand. Der Pfarrer segnete den Verstorbenen im Beisein seiner Angehörigen, bevor es auf den Friedhof zur Beerdigung ging. In ländlichen Regionen ist die Aussegnung zum Teil heute noch bekannt, an vielen Orten ist sie aber auch in Vergessenheit geraten. Im Christophorus-Hospiz bietet das Seelsorgeteam an, die verstorbenen Gäste im Beisein der Familie und Freunde auszusegnen, um noch einmal bewusst innezuhalten und Abschied nehmen zu können. Wer dabei sein möchte, versammelt sich um das Bett des Verstorbenen. Es wird ein Lied gesungen oder Musik gehört, es werden Kerzen angezündet und Texte gelesen, die dem Verstorbenen wichtig waren oder für die Angehörigen bedeutsam sein können. Oft erzählen die Anwesenden auch, was ihnen selbst in Erinnerung bleibt oder wie sie den Verstorbenen erlebt haben.

In den vergangenen Wochen hatten wir eine Frau zu Gast im Hospiz, die der Religionsgemeinschaft der Bahai angehörte. Die Bahai sind eine relativ junge, kleine, aber weltweit verbreitete Gemeinschaft, die im 19. Jahrhundert im Iran entstanden ist. Eines ihrer wichtigsten Anliegen ist der Weltfrieden. In ihren Gottesdiensten werden Texte aus allen Weltreligionen verlesen. Und deshalb konnte auch ich als evangelische Pfarrerin der Verstorbenen einen biblischen Segen zusprechen, was ganz im Sinne dieser offenen Religionsgemeinschaft war. Welch ein Segen, wenn es in unseren Begleitungen auch über religiöse und konfessionelle Grenzen hinweg Nähe und Begegnung gibt.

Pfarrerin Nirmala Peters

Im stationären Hospiz nehmen viele Familien gerne das Angebot der Aussegnung an

Geburtstagsfeier im Hospiz

Ein Strauß mit 90 bunten Rosen und ein Glas Champagner, welch ein Höhepunkt dieses besonderen Tages.

Ein Strauß mit 90 bunten Rosen für Frau G.

Im Hospiz hat Frau G. diesen Festtag wirklich gefeiert. Freundinnen aus nah und fern, ihre Familie und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben diesen Tag zu einem wirklich lebenswerten Tag gemacht. Frau G. bleibt uns durch ihr freundliches Wesen, ihrem Humor und durch diese besondere Feier des 90. Geburtstages ganz gewiss lange in Erinnerung.

M. Schneider-Mönch
Krankenschwester im stat. Hospiz

Herr R. mit der Hündin Pauline

Pauline

Seit nunmehr 6 Jahren begleitet mich meine Hündin Pauline immer mal wieder zu meinem Dienst als Krankenschwester ins Hospiz.

Sie kommt gerne mit und kennt sich im Haus mittlerweile sehr gut aus. Es gibt viele Bereiche in denen sie sich frei bewegt, z.B. besucht sie unsere Gäste bei offener Zimmertür in ihren Zimmern. Sie erinnert sich genau wo sie willkommen ist.

Gerade im Nachtdienst, wenn ich länger in einem Zimmer mit einem Gast beschäftigt bin, dreht sie ihre Runde und schaut, ob im übrigen Haus alles "in Ordnung" ist.

Von Ende April bis Anfang August 2016 lebte Herr R. hier im Hospiz. Häufig war er schon in den frühen Morgenstunden wach und gleichzeitig auch sehr unruhig. Ich mobilisierte ihn dann in einen bequemen großen Sessel und brachte ihn in unser Wohnzimmer. Dort übernahm Pauline dann die "Sitzwache". Sie saß ganz entspannt und ruhig bei Herrn R. und genoss dessen Extraportion Streicheleinheiten, durch die auch er immer ruhiger wurde. Eine wirklich beruhigende Situation für alle Beteiligten.

Christine Beny
Krankenschwester im Christophorus-Hospiz

Wohngemeinschaft im Christophorus Hospiz

Leben im Hospiz bedeutet für den einen oder anderen Gast auch immer wieder:

Noch kann ich mich nützlich machen und werde das Mitarbeiter-Team unterstützen

So auch Herr T. Er übernahm gerne das Ein- und Ausräumen der Spülmaschine, er kehrte die Terrasse oder die Küche. Es war schön zu beobachten, wie gut ihm dieses "Mitarbeiten" getan hat. Seine freundliche und hilfsbereite Art bleibt uns in Erinnerung.

Nach seinem Einzug Mitte Oktober verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Herrn T. kurz vor Weihnachten. Er verstarb im März des nächsten Jahres.

Skype im Hospiz

Video-Gespräche ermöglichten den letzten Kontakt zu meinem Freund

Im März 2002 kam ich nach Mainz, um an der dortigen Universität Biologie zu studieren. Mein Appartement war in Marienborn, neben mir wohnte Gotthold P. Für mich war alles neu, die Stadt, das Studium, ich hatte noch keine Kontakte, war jung und unerfahren. Gotthold, der wesentlich älter war als ich, konnte viel Lebenserfahrung und Wissen bieten. Er steckte gerade in einer Krise, war getrennt von seiner Frau, hat das Familienhaus verlassen und lebte nun in einem Appartement neben mir. Bald schlossen wir Freundschaft. Mit ihm konnte ich mich wunderbar unterhalten und Probleme erörtern. Gotthold gefiel meine jugendliche Unbekümmertheit und er bekam wieder neuen Lebensmut.

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Nach dem Studium in Mainz wechselte ich zur Universität nach Montpellier/Südfrankreich. Die Kontakte zu Gotthold blieben. Immer wieder gab es lange Telefonate und selbstverständlich war mein erster Weg, wenn ich nach Mainz kam, zu Gotthold und seiner neuen Lebensgefährtin Iris.

Dann wurde bei Gotthold Blasenkrebs diagnostiziert. Mehrere Krankenhausaufenthalte und Operationen waren die Folge. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich zusehends. Meine Bemühungen um telefonischen Kontakt schlugen fehl, da Telefongespräche mit schwer kranken Patienten in Krankenhäusern nicht möglich bzw. unerwünscht waren. Ich arbeite mittlerweile in Neuseeland, ein persönlicher Besuch war leider nicht möglich.

Erst als Gotthold in das stationäre Hospiz verlegt wurde, schenkte man meiner Bitte auf eine Skype-Verbindung Gehör. Gerade für solche Situationen ist die heutige Technik ein Geschenk, die ermöglicht, mit Angehörigen und Freunden zu sprechen, auch wenn sie weit entfernt sind, in meinem Fall ist es die Strecke um die halbe Erdkugel herum, das sind 24.000 km. Der Pflegedienstleiter des Hospizes, Herr Schwarz hat dann die Verbindung über das Internet installiert. Als es klappte, war es eine große Freude, meinen Freund sprechen und sehen zu können. Wir hatten noch einige gute Gespräche, ich konnte spüren, wie wichtig ihm unsere Freundschaft war, welche Ängste er hatte, aber auch noch Hoffnung auf Genesung. Das Zitat von Guy de Maupassant „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben kostbar machen“, fällt mir dabei ein.

Mein Dank gilt dem ganzen Team des Hospizes, was mir diese Begegnungen mit meinem Freund ermöglicht hat. Es ist so gut zu wissen, dass einem sterbenden Menschen noch die letzten Wünsche erfüllt werden. Dafür bin ich sehr dankbar.

Dr. Kevin S.
Dunedin, Neuseeland

Gotthold P. im Skype-Gespräch mit seinem Freund aus Neuseeland, Dr. Kevin S.

Mainz, Germany 11:15 – Dunedin, Neuseeland 21:45


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Wie Sie uns unterstützen können

Ehrenamt im Christophorus Hospiz

Unsere Ehrenamtlichen schenken Zeit, bringen ein Stück Normalität in den Hospizalltag und tragen so dazu bei, eine vertrauensvolle und gute Atmosphäre für Gäste und Angehörige zu schaffen.

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Patenschaft

Gesucht werden Menschen, die eine Patenschaft für das stationäre Hospiz in Form einer jährlichen Spende von 90 € übernehmen.

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